Pilotmissionen: Kabeljau am Meeresgrund schaut skeptisch in die Kamera

DAM-Pilotmissionen

Ausschluss der Fischerei mit Grundschleppnetzen in Schutzgebieten von Nord- und Ostsee

Als Teil der Forschungsmission “Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume” laufen seit März 2020 zwei DAM-Pilotmissionen, die eine einmalige Chance bieten, die Auswirkungen zu untersuchen, die der Ausschluss der Fischerei mit Grundschleppnetzen in Meeresschutzgebieten in Nord- und Ostsee hat. Diese sogenannte mobile grundberührende Fischerei (MGF) zielt darauf ab, bodennah lebende Fische wie Schollen, Seezungen, Kabeljau (Dorsch) oder Garnelen zu fangen.

Grundschleppnetze können den Meeresboden und die dort siedelnden Lebensgemeinschaften erheblich beeinträchtigen und somit im Widerspruch zu Schutzzielen stehen. Daher soll die mobile grundberührende Fischerei zumindest in Teilen der deutschen und europäischen Meeresschutzgebiete in den kommenden Jahren ausgeschlossen werden. Die beiden DAM-Pilotmissionen bieten die einmalige Chance zu verfolgen, wie sich die Schutzgebiete nach Ausschluss der grundberührenden Schleppnetzfischerei entwickeln. Die Ergebnisse bieten eine wichtige Grundlage für ein wirksames Management der Schutzgebiete.

In der sustainMare vereint die DAM die Expertise der deutschen Meeresforschung und bindet Akteure aus Fachbehörden, Wirtschaft und Naturschutz ein, um wissenschaftsbasierte Handlungsoptionen für politische Entscheidungsträger zu erarbeiten. Der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Nord- und Ostsee ist ein Querschnittsthema, das Fischerei-, Innen-, Umwelt-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik gleichermaßen adressiert und zwar sowohl auf nationaler (Bund und Bundesländer) als auch auf europäischer Ebene.

Nordseegarnelen kommen als "Krabben" in den Handel
Nordseegarnelen kommen als "Krabben" in den Handel | Bild: DAM

Nordseekrabben, Schollen, Seezungen, Steinbutt und Kabeljau sind begehrt auf unserem Speiseteller. Doch ihr Fang kann die Lebensräume am Meeresboden beeinträchtigen und viel Beifang von Jungfischen und anderen Meerestieren verursachen.

Fotoreportage vom 20. Oktober 2011; Mit AWI_Biologe Kai Waetjen auf dem Krabbenkutter POLARIS von Uwe Abken und Decksmann Daniel Ahrens
Baumkurre zum Krabbenfang | Bild: Alfred-Wegener-Institut / Sina Löschke

Zu der mobilen, grundberührenden Fischerei zählen verschiedene Arten von Grundschleppnetzen: Bei den Baumkurren wird das Netz durch einen Querbalken aus Holz oder Metall offengehalten und sie gleiten auf Kufen über den Grund. Für den Fang von Plattfischen werden sie mit Scheuchketten bestückt; Baumkurren zum Krabbenfang arbeiten mit einem Rollengeschirr. Grundschleppnetze, die mit Scherbrettern horizontal offengehalten werden, nennt man Grundscherbrettnetze.

“Ausschluss mobiler, grundberührender Fischerei in Schutzgebieten der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee”
Unter diesem Dachbegriff läuft in der Norsdee und in der Ostsee je eine Pilotmission; Kurztitel: “MGF Nordsee” und “MGF Ostsee”

Pilotmission “MGF Nordsee”

Projektpartner:
– Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung AWI
– Carl von Ossietzky Universität Oldenburg UOL
– Johann Heinrich von Thünen-Institut Thünen
– Senckenberg am Meer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung SAM
– Helmholtz-Zentrum Geesthacht, Zentrum für Material- und Küstenforschung HZG

Projektleiterin: Prof. Dr. Karen Wilshire (AWI)
Koordinatorin: Dr. Sabine Horn (AWI)
E-Mail: sabine.horn@awi.de

Pilotmission “MGF Ostsee”

Projektpartner:
– Leibniz-Institut für Ostseeforschung IOW
– Universität Rostock Uni Rostock
– Senckenberg am Meer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung SAM
– Universität zu Köln Uni Köln
– Johann Heinrich von Thünen-Institut Thünen
– Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel GEOMAR
– Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Projektleiter: Prof. Dr. Klaus Jürgens (IOW)
Koordinatorin: Dr. Christina Schmidt (IOW)
E-Mail: christina.schmidt@io-warnemuende.de

„Die Deutsche Allianz Meeresforschung hat das Potential, eine der weltweit größten und erfolgreichsten marinen Forschungsallianzen zu werden. Damit wir dieses Ziel erreichen können, müssen sich alle vier Kernbereiche der DAM entfalten können: Forschung, Infrastrukturen, Datenmanagement und Digitalisierung sowie Transfer.”
„Die Forschungsmissionen der Deutschen Allianz Meeresforschung sollen nicht nur exzellente Forschung ermöglichen. Wichtig ist auch der Transfergedanke: Das Ziel ist, das erlangte Wissen in die Umsetzung zu bringen. Politik und Gesellschaft benötigen konkretes Handlungswissen, um den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.“ 

Leben am Meeresboden in Nord- und Ostsee

Seestern mit Seegras am Meeresboden
Seestern | Bild: Dirk Schories
Seehase am Meeresboden
Seehase | Bild: Dirk Schories
Seenelke am Meeresgrund
Seenelke | Bild: Dirk Schories
Scholle im Sand
Scholle | Bild: Dirk Schories
Strandseeigel unter Wasser
Strandseeigel | Bild: Dirk Schories
Steinpicker
Steinpicker | Bild: Dirk Schories
Miesmuscheln mit Grünalgen am Meeresboden
Miesmuscheln mit Grünalgen | Bild: Dirk Schories
Steinbutt auf Meeresboden
Steinbutt | Bild: Dirk Schories
Siphone der Herzmuschel im Meeresboden
Siphone der Herzmuschel | Bild: Dirk Schories
Seezunge am Meeresboden
Seezunge | Bild: Dirk Schories
nachhaltige Nutzung: Seesterne auf Miesmuschelbank unter Wasser
Seesterne auf Miesmuschelbank | Bild: Dirk Schories
Seenadel in Seegraswiese
Seenadel | Bild: Dirk Schories
Schlauch-Seescheide unter Wasser
Schlauch-Seescheide | Bild: Dirk Schories
Seenelken auf Miesmuscheln am Meeresboden
Seenelken auf Miesmuscheln | Bild: Dirk Schories
Kabeljau (Dorsch)
Kabeljau (Dorsch) | Bild: Dirk Schories
Einsiedlerkrebs in Wellhonrschneckenhaus am Meeresboden
Einsiedlerkrebs | Bild: Dirk Schories
Dickhörnige Seerose am Meeresboden
Dickhörnige Seerose | Bild: Dirk Schories
Aalmutter am Meeresboden
Aalmutter | Bild: Dirk Schories

kontext: Schutz und Nutzung von Nord- und Ostsee

In den folgenden Absätzen sind Informationen zum Hintergrund der DAM-Pilotmissionen zusammengestellt. Konkret geht es um Schutz und Nutzung der Gebiete von Nord- und Ostsee, die zu der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) gehören. Wie diese Gebiete genutzt werden dürfen, ist in der marinen Raumordnung geregelt, in der auch die Meeresschutzgebiete erfasst sind. Den Rahmen für die Bewertung des Umweltzustands von Nord- und Ostsee bildet die eu­ro­päi­sche Mee­res­stra­te­gie-Rah­men­richt­li­nie. Die Fischerei mit Grundschleppnetzen gehört zu den menschlichen Nutzungen, die in naher Zukunft in den Schutzgebieten ausgeschlossen werden, um negative Effekte auf die Lebensräume am Meeresboden auszuschließen.

Marine Raumordnung: Steigende Konkurrenz um den Platz im Meer

In den Werbetexten der Tourismus-Destinationen von Nord- und Ostsee wird sie angepriesen: „die unendliche Weite des Meeres“, doch am weiten Horizont zeichnen sich vielerorts auch reger Schiffsverkehr und Windräder ab. Genauso wie an Land konkurrieren auf dem Meer unterschiedliche Nutzungen in steigendem Maße um Flächen, die in auch in Nord- und Ostsee begrenzt sind. Schifffahrt, Offshore-Windkraft, Fischerei, Rohstoffgewinnung und weitere Nutzungen beanspruchen Raum, ebenso die Belange von Umwelt- und Naturschutz.

Die marine Raumordnung soll die verschiedenen Nutzungsinteressen und den Meeres- und Klimaschutz räumlich so miteinander in Einklang bringen, dass eine zukunftsweisende und nachhaltige Entwicklung möglich ist. Ein Teil der Flächen in Nord- und Ostsee ist als Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas, MPA) ausgewiesen. Menschliche Eingriffe und Nutzungen sollen in diesen Gebieten ausgeschlossen oder so reguliert werden, dass vorhandene Lebensräume mit ihrer Artenvielfalt erhalten werden und die Widerstandsfähigkeit der Meere gegenüber Einflüssen wie dem Klimawandel gestärkt wird. In Deutschland wird die marine Raumordnung über so genannte Raumordnungspläne geregelt, die für die ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) gelten, also das Meeresgebiet seewärts des Küstenmeeres (12-Seemeilen-Zone) bis maximal zur 200-Seemeilen-Grenze. Dafür zuständig sind das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH).

Strandstimmung an der Nordsee vor Sonnenuntergang
Strandstimmung an der Nordsee | Bild: DAM

Wer Urlaub an den Küsten von Nord- und Ostsee macht, kann am Strand den weiten Blick auf den Horizont genießen. Hier ist es kaum vorstellbar, dass die Meere vor unserer Haustür zu dem am intensivsten genutzten Meeresgebieten weltweit gehören.

Karte: Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH)

Meeresraumplanung soll Nutzungsinteressen und Schutzansprüche koordinieren für die nachhaltige Entwicklung auf dem Meer. Für die deutsche ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) in Nord- und Ostsee gelten entsprechende Raumordnungspläne:

Meeresschutzgebiete: Erhalt von Ökosystemen und Artenvielfalt

 In der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee befinden sich sechs Meeresschutzgebiete, die zu den so genannten Natura 2000 Gebieten gehören, ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union. Der Schutz von gefährdeten, wildlebenden Pflanzen und Tieren in ihren natürlichen Lebensräumen wird in den Natura 2000 Gebieten von der Vogelschutzrichtlinie und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geregelt. 

Für die Meeresschutzgebiete gelten Managementpläne, in denen Schutzmaßnahmen und deren Umsetzung aufgeführt sind. Generell sind Nutzungen zulässig, wenn sie dem Erreichen der gebietsspezifisch festgelegten Schutzziele nicht im Wege stehen. Für die Umsetzung in den Natura 2000 Gebieten innerhalb der AWZ ist in Deutschland der Bund zuständig – vertreten durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Bundesumweltministerium (BMU). Maßnahmen für den Meeresnaturschutz sind erforderlich, um der Zerstörung von Lebensräumen und dem Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken und einen guten Umweltzustand von Nord- und Ostsee gemäß der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie zu erreichen.

Um eine vernünftige Balance zu finden zwischen dem notwendigen Schutz der Meeresumwelt und den berechtigten Interessen einer nachhaltig durchgeführten Meeresfischerei, erarbeiten Thünen-Institut und BfN gemeinsam Vorschläge für Maßnahmen der Fischerei in den FFH-Gebieten der AWZ.

Karte: zur Verfügung gestellt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)

Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 dient dem Schutz der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen. Die zehn Natura 2000-Gebiete in der deutschen auschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee sind als sechs Naturschutzgebiete seit dem 22.09.2017 unter Schutz gestellt:

In allem geht es darum, eine Balance zu finden zwischen dem notwendigen Schutz der Meeresnatur und natürlich den Interessen einer nachhaltigen Meeresfischerei

Christiane Paulus, Leiterin der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (bei der Auftaktveranstaltung zu den DAM Pilotmissionen, 30.11.2020)
Mee­res­stra­te­gie-Rah­men­richt­li­nie: Noch kein guter Umweltzustand

Meere spielen eine zentrale Rolle für das Klima, zählen zu den bedeutendsten Ökosystemen der Erde, sind reich an biologischer Vielfalt, liefern Rohstoffe und Nahrungsmittel, dienen als Verkehrswege und bieten wertvollen Erholungsraum. Meere beeinflussen das Leben der Menschen auf vielfältige Weise. Gesunde Meere, die geschützt und nachhaltig genutzt werden, sind daher von zentralem, gesamtgesellschaftlichem Interesse. Für den Umweltzustand von Nord- und Ostsee bildet die eu­ro­päi­sche Mee­res­stra­te­gie-Rah­men­richt­li­nie (MSRL) einen einheitlichen Ord­nungs­rah­men. Die EU-Mit­glied­staa­ten sind auf­ge­for­dert, die not­wen­di­gen Maßnahmen zu ergreifen, um bis Ende 2020 einen darin beschriebenen guten Zustand der Mee­res­um­welt zu erreichen.

In dem Zustandsbericht für die deutschen Nordseegewässer von 2018 heißt es dazu: „Die marine biologische Vielfalt und die Meeresökosysteme waren auch 2011–2016 zu hohen Belastungen ausgesetzt. Die von Deutschland zu bewirtschaftenden Nordseegewässer erreichen den guten Zustand bislang nicht.“ Die gleiche Formulierung steht auch im Zustandsbericht für die deutschen Ostseegewässer. Die Ursachen für den schlechten Zustand der Meeresumwelt sind vielschichtig, genannt werden unter anderem:

  • Belastung der Lebensräume am Meeresboden vor allem großflächig durch die Fischerei mit Grundschleppnetzen
  • zu hohe Einträge von Nährstoffen („Überdüngung“) und Schadstoffen
  • großflächige Belastungen durch Meeresmüll und Unterwasserschall
  • Belastung der biologischen Vielfalt und der ökosystemaren Funktionen durch eingeschleppte (invasive) Arten und den kommerziellen Fischfang
  • hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels, der die negativen Effekte verstärken kann.
Meeresmüll am Strand
Strandmüll | Bild: DAM

Angespülter Müll am Strand ist ein sichtbares Zeichen für die Verschmutzung der Meere. Doch der Hauptteil der Verschmutzungen von Nord- und Ostsee ist für uns unsichtbar. Die Auswirkungen können allerdings gravierend sein.

Der Druck auf die Meere ist gewachsen, damit sind sie geschwächt. Das, was auf uns zukommt, bedarf aber gesunder und starker Ökosysteme

Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland (bei der Auftaktveranstaltung zu den DAM Pilotmissionen, 30.11.2020)
Auswirkungen der mobilen grundberührenden Fischerei

Für die sogenannte mobile grundberührende Fischerei (MFG) werden Grundschleppnetze eingesetzt, um Schollen, Seezungen, Kabeljau (Dorsch) oder Nordseegarnelen (“Krabben”) zu fangen. Diese Fischereimethoden können den Meeresboden und die dort siedelnden Lebensgemeinschaften erheblich beeinträchtigen und somit im Widerspruch zu Schutzzielen stehen. Verschiedene Forschungsprojekte belegen, dass intensive Fischerei am Meeresboden deutliche negative Effekte auf die Artenvielfalt und die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften haben kann.

Je nach Fanggebiet und -methode können Lebensräume wie Sandbänke, Riffe, Muschelbänke oder Sandkorallen unterschiedlich stark geschädigt werden. Langlebige und störungsempfindliche Arten wie große Muscheln oder Seeigel gehen zurück zugunsten von robusten, opportunistischen Arten wie Würmern oder Seesternen. Ein Problem ist außerdem der Beifang: Neben den erwünschten Speisefischen landen Jungfische im Netz, die zu klein für die Vermarktung sind, ebenso Muscheln, Schnecken, Krebse, Seesterne und Seeigel. Viele Tiere werden ins Meer zurückgeworfen und überleben nicht. Daher wird die mobile grundberührende Fischerei zumindest in Teilen der deutschen und europäischen Meeresschutzgebieten in den kommenden Jahren ausgeschlossen. Bislang ist sie trotz Schutzstatus flächendeckend erlaubt.

Die 3-Meter-Baumkurre auf dem Fischereiforschungsschiff Clupea beim Auslaufen vor Rostock im Juli 2020
Baumkurre auf dem Fischereiforschungsschiff Clupea | Bild: Thünen-Institut für Ostseefischerei / Ina Hennings

Für die Probennahme am Meeresboden: eine 3-Meter-Baumkurre auf dem Fischereiforschungsschiff Clupea beim Auslaufen vor Rostock im Juli 2020.

Es ist ganz in unserem Interesse, alle Kenntnisse und Erfahrungen der Wissenschaft einzubeziehen in vernünftige Managemententscheidungen

Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbands (bei der Auftaktveranstaltung zu den DAM Pilotmissionen, 30.11.2020)
Ökosystemforschung und Management in Schutzgebieten

Derzeit gibt es kaum ungestörte Meeresböden in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Daher bieten die DAM-Pilotmissionen eine einmalige Gelegenheit, zu verfolgen, wie sich die Meeresschutzgebiete mit ihren ökosystemaren Funktionen und ihrer Artenvielfalt am Meeresboden zukünftig entwickeln, wenn die mobile grundberührende Fischerei ausgeschlossen wird. Die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für ein zukünftiges Management der Schutzgebiete in Nord- und Ostsee.

Außerdem bilden die Daten der ersten Aufnahmen die Basis für ein zukünftiges Monitoring, mit dem Veränderungen rechtzeitig erkannt und ggf. Gegenmaßnahmen bzw. weitere Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen dazu beitragen einen „guten Umweltzustand“ gemäß der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie in Nord- und Ostsee zu erreichen und eine Grundlage bilden für Überlegungen zu möglicher schonender nachhaltiger Nutzung. Die Initiative erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und ist eingegliedert in die DAM-Forschungsmission „Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume“.

Im Grundschleppnetz gelandet
Im Grundschleppnetz gelandet | Foto: Thünen-Institut für Ostseefischerei / I. Hennings

Im Grundschleppnetz gelandet: Fang zu Forschungszwecken im Fehmarnbelt neben einem ausgewiesenen Natura 2000 Schutzgebiet im Juli 2020. In dem Korb sind Plattfische (hauptsächlich Klieschen, einige Schollen und Flundern), Heringe und Sprotten sowie ein Seehase (der grünblau gefärbte Fisch). Außerdem Schalenklappen der Islandmuschel.

Sortierung eines Baumkurren-Fangs
Sortierung eines Baumkurren-Fangs | Foto: Thünen-Institut für Ostseefischerei / I. Hennings

Sortierung eines Baumkurren-Fangs vor Nienhagen bei Rostock im Juli 2020: In dem weichen Meeresboden leben viele Islandmuscheln, die auch mit im Netz landen. Islandmuscheln können in der Ostsee über 30 Jahre alt werden, in den tiefen und kalten Gewässern rund um Island sogar über 200 Jahre.

Zwei gefangene Steinbutte liegen auf einem Messbrett zur Größenanalyse
Größenanalyse vom Steinbutt | Bild: Thünen-Institut für Ostseefischerei / Martin Paar

Größenanalyse vom Steinbutt: Um den Zustand der Fischbestände in Nord- und Ostsee zu analysieren, werden Fische zu Forschungszwecken gefangen und vermessen.

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