Startschuss für Deutsche Allianz Meeresforschung erfolgt
Verwaltungsvereinbarung tritt in Kraft
Der politische Startschuss für die Deutsche Allianz Meeresforschung (DAM) ist erfolgt: Mit den Unterschriften von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, der Bremer Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt, der Hamburger Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, Wissenschaftsministerin Karin Prien aus Schleswig-Holstein, Wissenschaftsministerin Bettina Martin aus Mecklenburg-Vorpommern und der niedersächsischen Staatssekretärin Sabine Johannsen ist die Verwaltungsvereinbarung zu Aufbau und Förderung der DAM am 18. Juli in Kraft getreten.
Damit wird eine der weltweit größten marinen Forschungsallianzen ins Leben gerufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, lösungsorientiertes Handlungswissen für den nachhaltigen Umgang mit den Meeren und Ozeanen zu erarbeiten. Der Bund und die fünf norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein stellen dafür gemeinsam bis zum Jahr 2022 insgesamt 56,25 Millionen Euro bereit. Der Bund beteiligt sich zu 80 Prozent an der Finanzierung, die Länder tragen gemeinsam 20 Prozent bei.
Wissenschaft für den nachhaltigen Umgang mit den Meeren und Ozeanen
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonte: „Die Deutsche Allianz Meeresforschung bündelt die Expertise von Forschungseinrichtungen und Hochschulen unter einem Dach. Das ist wichtiger denn je, denn die Meeres- und Klimawissenschaften tragen entscheidend zu unserer Zukunftssicherung bei. Die Deutsche Allianz Meeresforschung soll Handlungswissen zu gesellschaftlich relevanten Fragen – wie etwa die Artenvielfalt in den Meeren oder zum Klimaschutz – liefern. Das Meer gilt nicht umsonst als Klimamaschine der Erde. Die Deutsche Allianz Meeresforschung wird dazu beitragen, die lebenswichtige Rolle der Meere und Ozeane noch besser zu verstehen und wertvolles Wissen für die Gestaltung unserer Zukunft zu gewinnen.“
„Die Motivation der Länder für die Deutsche Allianz Meeresforschung liegt in dem Bestreben, das immense Know-how an den norddeutschen Forschungseinrichtungen zur Beantwortung der drängenden Fragen in der Meeresforschung zu bündeln, mit dem Ziel, die internationale Spitzenposition zu sichern und weiter auszubauen,“ erklärte Bremens Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt.
Die fünf norddeutschen Länder sind ein wesentlicher Standort der deutschen Meeresforschung. Die DAM bringt Universitäten sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Helmholtz-Zentren, Leibniz- und Max-Planck-Institute zusammen und ermöglicht gemeinsame Spitzenforschung auf international höchstem Niveau. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. unterstützt und fördert die DAM und ihre Geschäftsstelle wesentlich durch den Aufbau von vernetzten Dateninfrastrukturen, um neue Erkenntnisse aus erhobenen Forschungsdaten zu ermöglichen.
Vereinsgründung in Berlin: Breit verankert in der Wissenschaft
Schon am 4. Juli wurde die DAM in Berlin in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins von dreizehn Einrichtungen gegründet: das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) mit Kiel Marine Science (KMS), GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG), das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.(MPG) mit dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPI-MM) und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M), die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Senckenberg am Meer, die Universität Hamburg mit dem Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN), und die Universität Rostock mit dem Department Maritime Systeme (MTS).
Vorstand für vier Jahre gewählt
Präsidenten, Direktorinnen und Direktoren der Mitgliedseinrichtungen unterschrieben am 4. Juli die Satzung und wählten den Vorstand. Hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender ist Michael Bruno Klein, der seit über 20 Jahren im Wissenschaftsmanagement tätig ist, u.a. als Generalsekretär der Leibniz-Gemeinschaft und als Generalsekretär von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Stellvertretender Vorsitzender ist Michael Schulz, Direktor des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Karin Lochte, ehemalige Direktorin des Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), und Peter Herzig, Direktor des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, sind weitere Mitglieder des Vorstands, der für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt ist.
Forschungsmissionen in Entwicklung und im Austausch mit Stakeholdern
Im Rahmen der DAM werden derzeit Forschungsmissionen entwickelt, die gesellschaftlich relevante Fragestellungen der Meeresforschung aufgreifen und Handlungswissen für einen nachhaltigen Umgang mit den Meeren erarbeiten.
Nach der DAM Wissenschaftskonferenz im Februar, bei der vier Themenskizzen für Forschungsmissionen vorgestellt wurden, gab es mehrere Gespräche und Treffen mit den DAM Mitgliedern, beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, den Zuwendungsgebern und dem Projektträger Jülich, um Kriterien und Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der Forschungsmissionen abzustimmen. Im Vordergrund stand dabei die Frage, wie eine stärkere Lösungsorientierung und konkrete Handlungsoptionen für Nutzer erzielt werden können. Im Ergebnis sind zwei Forschungsmissionen priorisiert worden: „Schutz und Nutzung mariner Räume“ und „Zukunft mariner Kohlenstoffspeicher – Handlungswissen für die Klimapolitik“.
Forschungsmission: Schutz und Nutzung mariner Räume
Die Themenskizze „Schutz und Nutzung mariner Räume“ wurde um wesentliche Aspekte aus den Missionsvorschlägen „Biodiversität – Szenarien, Werkzeuge und Lösungsvorschläge“ und „Ozean im chemischen Anthropozän“ erweitert. Zum Erhalt von Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen sollen zudem Schutzmechanismen – vor allem in Meeresschutzgebieten – in der Forschungsmission auf ihre Wirksamkeit hin untersucht werden, zunächst mit regionalen Schwerpunkten in Nord- und Ostsee mit Vergleichen zu Westafrika.
Um Anwender und Stakeholder frühzeitig bei der Entwicklung der Forschungsvorhaben einzubeziehen, fand am 1. Juli im Wissenschaftsforum in Berlin ein Stakeholder-Workshop zu dieser Mission mit über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Behörden, Politik und Wissenschaft statt. Die Anregungen der Stakeholder werden bei der weiteren Ausgestaltung der Forschungsmission einbezogen.
Forschungsmission: Marine Kohlenstoffspeicher
Diese Forschungsmission beschäftigt sich mit dem Beitrag, den die Meere durch die Aufnahme von CO2-Emissionen zur Begrenzung des Klimawandels leisten und wie dieser sich durch Kohlenstoff-Management erhalten und vielleicht sogar steigern ließe.
Auch bei dieser Mission werden Anwender und Stakeholder eingebunden. Bei einem Stakeholder-Workshop, der am 28. August im Climate Service Center Germany (GERICS) in Hamburg stattfinden wird, soll besprochen werden, in welchen Nutzungszusammenhängen die potenziellen Forschungsergebnisse relevant sind für Entscheidungen und die Entwicklung von Maßnahmen zum Erreichen der Pariser Klimaziele.
Am 1. September tritt Annekatrin Lehmann als Forschungsreferentin ihre Stelle in der Geschäftsstelle der DAM an, um die Forschungsmissionen beim weiteren Entwicklungs- und Antragsprozess zu unterstützen und den Austausch mit Stakeholdern zu fördern und zu koordinieren.
Datenmanagement: Start des Pilotprojekts zu „Unterwegs“-Forschungsdaten
Ziel des Kernbereichs Datenmanagement und Digitalisierung ist es, systematisch erhobene Meeresforschungsdaten offen und nachhaltig zugänglich zu machen und bestehende Dateninfrastrukturen effektiver und effizienter zu nutzen.
Im Rahmen einer Anschubfinanzierung über Helmholtz-Restpaktmittel in Höhe von 3 Mio. € stehen priorisierte „Unterwegs“-Forschungsdaten der Forschungsschiffe MERIAN, METEOR, POLARSTERN und SONNE im Mittelpunkt, die systematisch erschlossen, nachhaltig gesichert, offen zugänglich und (inter-)national vernetzt werden sollen.
Ende Juni bewilligte das BMBF die Projektlaufzeit von 1,5 Jahren (7/2019-12/2020). Die elf beantragten Stellen im Bereich IT/Entwicklung und Forschungsdatenmanagement wurden bereits ausgeschrieben und können nun an den Partnereinrichtungen (AWI, CAU, CEN, GEOMAR, HZG, ICBM, IOW und MARUM) zügig besetzt werden. Das Projekt geht damit von der Planungs- in die Durchführungsphase. In regelmäßigen Workshops wird das Fortschreiten der Teilprojekte mit den Partnern kommuniziert, dokumentiert, überprüft und ggf. korrigiert, um die Projektziele zu erreichen.
Vernetzung im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
Die NFDI soll die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch erschließen, nachhaltig sichern und zugänglich machen sowie (inter-)national vernetzen. Sie wird derzeit in einem aus der Wissenschaft getriebenen Prozess als vernetzte Struktur von Konsortien aufgebaut. Die DAM will dazu ihren Beitrag leisten indem sie hochwertige und harmonisierte Meeresforschungsdaten für die NFDI zur Verfügung stellt. Akteure der DAM sind beim Aufbau der Konsortien NFDI4Earth und NFDI4Biodiversity eingebunden.
DAM in der Presse
Der politische Startschuss am 18. Juli in Bonn bildete zugleich den Auftakt für die Presse– und Öffentlichkeitsarbeit der DAM. Mit einer gemeinsamen Pressemitteilung von BMBF, DAM und den norddeutschen Ländern begann die proaktive DAM-Pressearbeit. Sie wurde von der Nachrichtenagentur dpa, mehreren norddeutschen Medien, der überregionalen Zeitung WELT und von Deutschlandfunk und NDR Hörfunk aufgegriffen.
Ausblick
Sommerpause gilt für DAM nur in eingeschränktem Maße, denn nun kann der Aufbau der Allianz durchstarten. Zu den nächsten Schritten gehören die Einrichtung der DAM Gremien. Eine konstituierende Sitzung des Verwaltungsrats, in dem die Zuwendungsgeber aus Bund und Ländern vertreten sind, steht an, ebenso wie eine erste Mitgliederversammlung. Zudem werden Mitglieder des Internationalen Beirats, dem fachlichen Beratungsgremium der DAM, ausgewählt und angefragt.
Newsletter
Immer aktuell informiert mit dem DAM-Newsletter.